Wir über uns

Zwischen geistesgeschichtlichen und politischen Ereignissen bestehen direkte Zusammenhänge.
So besitzen die gewaltigen, explosionsartigen Umwandlungen im 19. Jahrhundert, dem »Jahrhundert der Revolutionen«, einen geistigen Hintergrund. Dieser, die das ganze 18. Jahrhundert beherrschende Geistesbewegung der Aufklärung, beeinflußte entscheidend die Französische Revolution (1789), die das historische Bündnis universaler Menschheitsideale mit dem nationalen Gedanken vollzog, das überkommene europäische Staatensystem zerstörte und in allen europäischen Völkern einen Strukturwandel bewirkte, der mit den Forderungen des Liberalismus und der Demokratie in Gesellschaft, Wirtschaft und Recht die Voraussetzung für die Ausprägung der industriellen Gesellschaft und die Entwicklung der sozialen Bewegung des 19. Jahrhunderts schuf.
Mitten in diesen Umbruch wurden in Deutschland, das seine Einheit suchte und sich im Laufe des Jahrhunderts vom Agrarstaat zum Industriestaat entwickelte, Männerchöre gegründet, die nach alemannisch-schwäbischen Vorbildern demokratisch organisierten Zuschnitt erhielten; denn “das Kunstwesen der Musik ist in der Ausübung seiner Natur demokratisch”, sagte der schweizer Zeitgenosse Hans Georg Nägeli.

Für diese ersten Männerchorgründungen gilt die Feststellung des deutschen Philosophen Schlegel, dass die Kultur einerseits eine Schöpfung des Menschen ist und »aus seinem Innern« kommt und andererseits dem Menschen »als ein Äußeres und Objektives« gegenübertritt.
Diese Erkenntnis, in einer Zeit des politischen Umbruches aber auch gleichzeitig beginnender Romantik geäußert, erklärt, warum sich Menschen zusammenschließen, um in Chören gemeinsam zu singen. Nach den Kriegswirren kamen sie endlich zur Ruhe, fanden zu sich selbst zurück, zu ihren Wünschen und Sehnsüchten, begeisterten sich an der Schön-
heit der Natur, des Lebens und der Welt. Durch Lieder und die durch sie ausgelösten und aus dem Innern ihrer Seelen hervorquellenden Gefühle wurde ihnen empfindungsreich eine neue, glückhafte Wirklichkeit geschenkt.

Die Turn-und Singbewegung ging aus dem städtischen Bürgertum hervor es war so etwas wie Selbsthilfe und auch Nothilfe, schreibt August Lämmle in seinem Buch »Friedrich Silcher und der Schwäbische Sängerbund«. Gleichzeitig erfüllte die Menschen ein von außen her kommendes, neues objektives Daseinsbewusstsein:
Wenn Menschen verschiedener Herkunft in einem Chor als gleichwertige Partner nebeneinander sitzen und miteinander singen, dann erfahren sie ganz konkret im Sinne der Zielsetzungen der Französischen Revolution »Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit«. So ist es denn in Wahrheit der Gesang, der die Menschen einander näher bringt.
Keine andere Kunst hat diese hohe Bedeutung.

Im Bereich des Kurpfälzer Sängerkreises mit seinen drei Bezirken Mannheim, Schwetzingen und Weinheim entstanden in den vierziger Jahren die ersten Chöre
Im Jahr 1840 die Mannheimer Liedertafel, 1841 der Liederkranz Schriesheim, 1843 der Liederkranz Ladenburg, 1847 der Männergesangverein Heddesheim und 1849 der Sängerbund Mannheim.
Zur Schaffung eines gemeinsamen Organs wurde im Jahr 1907 der Kurpfälzer Sängerkreis Mannheim e.V. gegründet. In fast regelmäßiger Folge kamen in jedem Jahrzehnt der zweiten Hälfte des Jahrhunderts jeweils 16, in den achtziger Jahren 20 Chöre hinzu.1984 trennten sich die drei Bezirke (Mannheim, Schwetzingen und Weinheim) zu neuen eigenständigen Sängerkreisen.
Der Mannheimer-Bezirk wurde als Kurpfälzer Sängerkreis Mannheim e.V. fortgeführt und im Jahr 2011 zum Kurpfälzer Chorverband Mannheime.V. umbenannt.
Im Jahr 2013 zählt der Kurpfälzer Chorverband Mannheim e.V. 51 Mitgliedsvereine mit über 70 Chören aller Gattungen (Gemischter Chor, Frauenchor, Männerchor, Popchor, Konzertchor, Kinder-und Jugendchor) mit insgesamt ca. 8.500 Mitgliedern.